In der Landschaftsfotografie gilt es als unverzichtbar: das Stativ! In diesem Artikel gebe ich einige Tipps & Tricks zur Auswahl und Benutzung eines geeigneten Stativs.

Die meisten Teilnehmer an meinen Landschaftsfotografieworkshops beherrschen den grundlegenden Umgang mit der Kamera gut. Natürliche Workshop-Inhalte sind deshalb zunächst Bildkomposition, Perspektive, Belichtung und der Einsatz verschiedener Vorsatzfilter.

Aber auch der Umgang mit dem Stativ will gelernt sein.

Mit dem richtigen Stativ lassen sich  unter Berücksichtigung einfacher Regeln die Bildergebnisse auf einfache Weise verbessern.

10 Tipps

Anschaffung

Wichtigste Faktoren bei der Auswahl des Stativs für die Landschaftsfotografie sind (neben Preis und Packmaß) die Stabilität, das Gewicht und die unterstützte Arbeitshöhe. Bei der Stabilität sollte man keine Abstriche machen. Alle anderen Faktoren sind aus meiner Sicht verhandelbar.

1 Eine verbesserte Stabilität lässt sich beispielsweise durch den Verzicht auf eine Mittelsäule erzielen. Zwar verliert man hierdurch ein paar Zentimeter an Arbeitshöhe und auch an Flexibilität, gewinnt dafür aber an Stabilität – die Mittelsäule ist ein neuralgischer Punkt in der Stativkonstruktion. Weiterhin gilt: je weniger Auszüge die Stativbeine haben, desto besser die Stabilität. (Achtung: die Anzahl der Beinsegmente hat in der Regel auch Einfluss auf Packmaß und maximale Arbeitshöhe – hier muss man ggfs. einen bewussten Kompromiss eingehen.) Zuletzt muss die Tragfähigkeit des Stativs (vgl. Herstellerangaben oder Testberichte) ausreichend sein, um den Stativkopf, die Kamera und das schwerste Objektiv, das verwendet werden soll, sicher tragen zu können.

2 Ein höheres Gewicht führt in der Praxis dazu, dass man das Stativ seltener mit sich führt und so mehr Aufnahmen ganz ohne Stativ fertigt. (Meine Faustregel in der Landschaftsfotografie: Jede Aufnahme sollte unter Verwendung eines Stativs entstehen!) Als Material für das Stativ bietet sich deshalb Carbon an. Stative, die aus hochwertigen Kohlefasern gefertigt werden, verfügen neben dem Gewichtsvorteil auch über eine bessere Steifigkeit und Tragfähigkeit. Leider gibt es auch hier einen Nachteil: Stative aus Carbon sind hochpreisig.

3 Das Stativ sollte in ausgezogenem Zustand ein bequemes Arbeiten unterstützen. Bei den meisten Stativen geben die Hersteller sowohl die maximale als auch die minimale Arbeitshöhe an. Hier muss man jeweils noch die Höhe des Stativkopfs und des Kameragehäuses (evtl. mit Batteriegriff) addieren. (Die maximale Arbeitshöhe des von mir verwendeten Stativs liegt bei 177 cm – damit komme ich bei meiner Körpergröße von 183 cm sehr gut zurecht.)

Verwendung

Das so ausgewählte und angeschaffte Stativ wird um einen geeigneten Stativkopf ergänzt und ist einsatzbereit. Aber wie sollte man das Stativ am besten verwenden, um die beste Stabilität zu erzielen? Hier gibt es ein paar einfache Tipps.

4Beim Auszug der Stativbeine immer mit den oberen, dickeren Segmenten beginnen, wenn nicht die komplette Arbeitshöhe benötigt wird. Die unteren Beinsegmente sind bauartbedingt dünner als die oberen und deshalb weniger stabil. Zuletzt sollte die Mittelsäule (falls vorhanden) ausgezogen werden, falls zusätzliche Höhe benötigt wird.

5 Den Ausstellwinkel der Stativbeine eine Stellung flacher als die erste Einrastposition wählen, falls nicht die größte Arbeitshöhe benötigt wird – durch den flacheren Winkel verteilen sich die Kräfte besser, die Stabilität wird erhöht. Dabei bitte sicherstellen, dass die Stativbeine bis zum entsprechenden Anschlagpunkt ausgeklappt sind.

6 Das Stativ lässt sich bei Bedarf mit einem zusätzlichen Gewicht beschweren. Die meisten Stative verfügen über einen entsprechenden Haken am Stativteller, an den man z.B. einen mit Sand oder Steinen gefüllten Beutel anbringen kann.

7 Beim Arbeiten mit Stativ an einem schrägen Hang stellt man die Stabilität durch verschiedene Auszugslängen der Füße her. Bei einem Dreibein-Stativ sollte dabei das am längsten ausgezogene Bein immer Richtung Tal platziert sein.

8 Je nach Untergrund bietet sich die Verwendung von Spikes an. Diese sind für gute Stative als Zubehör erhältlich und lassen sich einfach aufschrauben. Wegen des geringen Gewichts und der geringen Größe lassen sie sich einfach mitführen.

Pflege

Und wie schaut es vor und nach dem Fotografieren aus?

9 Auf einer Foto-Tour sollte man immer das passende Werkzeug (in der Regel Imbus-Schlüssel in verschiedenen Größen) dabei haben. Nichts ist ärgerlicher, als wenn sich während des Fotografierens eine Schraube löst und das Stativ nicht mehr stabil zu verwenden ist.

10 Das wertvolle (Carbon-)Stativ dankt eine gute Pflege: insbesondere nach dem Einsatz in sandiger, staubiger oder feuchter Umgebung (speziell bei Kontakt mit Salzwasser) ist eine sorgsame Reinigung des Stativs unabdingbar. Hierzu genügt es in der Regel, die Stativbeine komplett auszuziehen und die Beinsegmente mit einem feuchten Lappen zu reinigen, bis Sand und Salz vollständig entfernt sind.

…und jetzt?

Nach all der Theorie wünsche ich jetzt viel Spaß beim Fotografieren und beim Ausprobieren in der Praxis – wer die oben genannten Tipps & Tricks beherzigt, wird das Beste aus seinem Stativ heraus holen, lange Spaß damit haben und nachhaltig bessere Fotos aufnehmen!

Zwei persönliche Herstellerempfehlungen habe ich auch noch: neben der Premiummarke GITZO begeistern mich auch die Stative des taiwanesischen Herstellers FEISOL

GITZO wurde einigen Jahren von Manfrotto übernommen – dies hat allerdings der Qualität dieser Stative keinen Abbruch getan. Besonders gefällt mir, dass man auch nach Jahren Ersatzteile erhalten kann. In Zeiten, in denen das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist dieses Argument nicht wichtig genug einzuschätzen. Ich persönlich habe das Modell GT3542L im Einsatz. Für Einsätze, bei denen ich mit wenig Wind rechne und aufs Gewicht achten muss, nutze ich außerdem das Modell GT1545TA.

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