(Nicht nur) Sony und die Sensorflecken
Seit der Einführung der spiegellosen Systemkameras reißen die Stimmen nicht ab, dass die Sensoren dieser Kameras besonders anfällig für Verschmutzung sind. Insbesondere Kameras von Sony aus der A7*- oder A9-Serie werden hier immer wieder genannt.
Bauartbedingt ist der Sensor der spiegellosen Kameras bei Wechsel des Objektivs weniger gut geschützt als bei Kameras mit Spiegeln. Aus diesem Grund sollte man beim Objektivwechsel sehr sorgsam und schnell vorgehen, um die Zeit, in der Schmutzpartikel ins Innere des Gehäuses eindringen können, so kurz wie möglich zu halten. Überhaupt ist die Vermeidung von Schmutz auf dem Sensor die beste Strategie, so dass man den Sensor gar nicht erst reinigen muss.
Einfluss der Blende
Die Sensorflecken sind besonders störend, wenn Fotos mit geschlossener Blende aufgenommen werden. Zwar gibt es inzwischen recht mächtige Werkzeuge, um die störenden Flecken in der digitalen Bildbearbeitung sichtbar zu machen und anschließend auch zu entfernen, aber dieser Bearbeitungsschritt ist zeitaufwändig und auch unnötig, wenn der Sensor von vorneherein sauber war.
Die folgende Beispielaufnahme zeigt den Strand von Ramberg auf den Lofoten, Norwegen, aufgenommen in der Dämmerung mit Blende f/13 bei 180 Sekunden Belichtungszeit. Die Brennweite betrug 18 mm – die unbearbeitete Aufnahme weist etliche Sensorflecken auf, die sich in Lightroom einfach identifizieren lassen.
Die Wirkungsweise des „Spot Removal Tools“ von Lightroom mit eingeschalteter „Visualize Spots“-Maske zum Sichtbarmachen und Entfernen der störenden Flecken ist hier gut zu erkennen. Sind die Flecken erst einmal sichtbar, lassen sie sich leicht im Reparaturmodus des passenden Lightroom-Werkzeugs wegstempeln.
Die so durchgeführten Korrekturen lassen sich automatisiert auf andere Aufnahmen aus der gleichen Serie anwenden, so dass man nicht jedes Foto einzeln bearbeiten muss.
Das Problem eines verschmutzten Sensors ist übrigens nicht herstellerspezifisch, es kann genau so bei spiegellosen Kameras anderer Hersteller auftreten. Da Sony allerdings durch die frühe Markteinführung der ersten Modelle einen zeitlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz hat, sind dort die Probleme des offen liegenden Sensors zuerst aufgefallen. Allerdings verwendet Sony für die Sensoren eine spezielle Beschichtung, die u.a. die Auswahl einer passenden Reinigungsflüssigkeit bei der Nassreinigung etwas komplizierter macht – aber dazu weiter unten mehr!
Ich selbst bin sehr früh von Canon zu Sony gewechselt und habe bereits mit den verschiedensten Modellen gearbeitet. Meine erste Sony-Kamera war die Sony A7R, inzwischen fotografiere ich hauptsächlich mit einer Sony A7R Mk III und einer A9. In den letzten Jahren habe ich entsprechend etliche Sensoren gereinigt.
Schmutzvermeidung beim Objektivwechsel
Damit beim Objektivwechsel möglichst wenig Schmutz ins Innere der Kamera eindringen kann, empfehle ich folgende Vorgehensweise:
- Kamera ausschalten
- Wechselobjektiv vorbereiten
- Kamera nach unten richten
- Montiertes Objektiv lösen und zur Seite legen
- Vorbereitetes Wechselobjektiv schnell aufsetzen und fixieren
ACHTUNG: Besonders wichtig ist das Ausschalten der Kamera, damit der Sensor nicht mehr elektrostatisch aufgeladen ist und so nicht zusätzliche Schmutzpartikel anzieht.
Befindet sich dann irgendwann trotz aller Vorsicht Schmutz auf dem Sensor, führe ich die Reinigung in folgenden Schritten aus.
Eingebaute Sensorreinigung
Die Kameras verfügen in der Regel über ein eingebautes Reinigungsprogramm, das den Sensor schnell vibrieren lässt, so dass größere Staubpartikel abfallen. In der Regel ist dieses Reinigungsprogramm allerdings nicht sehr effektiv.
Bei den Kameras von Sony befindet es sich im Menu unter
- MENU → (Einstellung) → [Reinigungsmodus] → [Eingabe]
WICHTIG
Am Ende des Reinigungsprogramms ist der ansonsten im Inneren der Kamera frei gelagerte Sensor fixiert. Erst jetzt sollten die unten dargestellten weiteren Reinigungsschritte durchgeführt werden, da ansonsten die Aufhängung (Bildstabilisator) des Sensors bei der Reinigung beschädigt werden könnte!
Bevor also irgendeiner der unten genannten Reinigungsschritte durchgeführt wird, muss immer zuerst die eingebaute Sensorreinigung durchgeführt werden! Das Reinigungsprogramm wird abschließend durch Ausschalten der Kamera beendet.
Den Staub sichtbar machen
Während die Sensorflecken auf den fertigen Fotos oft deutlich sichtbar sind, ist es meistens gar nicht so einfach, die verursachenden Schmutzpartikel auf dem Sensor auszumachen, um sie überhaupt entfernen zu können.
An dieser Stelle verwende ich gerne eine Sensorlupe, mit deren Hilfe ich den Sensor beleuchten und mit 7-facher Vergrößerung betrachten kann. Nach jedem Reinigungsversuch kontrolliere ich mit der Lupe aufs Neue, ob sich weitere Schmutzpartikel auf dem Sensor befinden.
Eine aus meiner Sicht empfehlenswerte Lupe mit einem akzeptablen Preis-Leistungsverhältnis stammt vom Hersteller JJC:
Die Lupe muss allerdings mit etwas Abstand zum Bajonett verwendet werden, damit die Sensorfläche scharf abgebildet wird.
Reinigung mit Blasebalg
Grobe Staubpartikel, die nicht zu fest am Sensor anhaften, lassen sich am einfachsten mit Hilfe eines Blasebalgs entfernen.
Auch hier empfehle ich, den Sensor zunächst durch das Ausführen des internen Reinigungsprogramms zu arretieren. Anschließend bläst man mit dem Blasebalg Luft auf den Kamerasensor. Die Kamera wird dabei leicht schräg nach unten gehalten, damit die Staubpartikel nicht im Gehäuse verbleiben. Der Sensor darf dabei nicht mit dem Blasebalg berührt werden.
Besonders empfehlenswert ist ein Blasebalg, der über ein Filter für die angesaugte Luft verfügt, damit nicht weitere Staubpartikel ins Gehäuse geblasen werden – das wäre kontraproduktiv.
Meine Empfehlung ist daher ein sehr kompaktes Modell von VSGO, das die angesaugte Luft filtert und trotz sehr guter Blas-Leistung in jede Fototasche passt:
(Bei der Reinigung mit dem Blasebalg ist das Fixieren des Sensors nicht unbedingt erforderlich, da er ja nicht berührt wird.)
Trockenreinigung des Sensors
Bei der Trockenreinigung wird ein sogenannter Adhäsionstupfer verwendet, um die Staubpartikel auf dem zuvor mit Hilfe des internen Reinigungsprogramms fixierten Sensor aufzunehmen. Man bedeckt die Partikel mit dem Tupfer und rollt ihn dann sanft zur Seite ab, damit er sich wieder vom Sensor löst. Der Schmutz bleibt an der Gummispitze kleben und wird so vom Sensor entfernt. Anschließend wird der Tupfer auf einer Klebefolie abgerollt, an der wiederum der Schmutz haften bleibt, der Tupfer ist wieder sauber.
Aus meiner Sicht sind die beiden folgenden Produkte empfehlenswert. Das erste verwende ich selbst, das zweite haben viele befreundete Fotografen im Einsatz.
Wichtig ist bei dieser Art der Reinigung vor allem das Abrollen des Tupfers, da er sonst flächig am Sensors anhaften kann und beim direkten Abnehmen nach oben zu viel Spannung entstehen würde.
Nassreinigung des Sensors
Haben alle bislang vorgestellten Reinigungsversuche noch nicht zum gewünschten Ergebnis geführt, bleibt zu guter letzt noch die sogenannte Nassreinigung des Sensors.
Dafür wird ein zur Größe des Sensors passender, mit einer Gazehülle versehener „Swab“ zunächst mit einer speziellen Reinigungsflüssigkeit getränkt, bevor er einmal in einer fließenden Bewegung von links nach rechts über den (wie immer fixierten) Sensor gezogen wird. Im Anschluss kann der Swab einmal gedreht werden, um noch einmal von rechts nach links über den Sensor zu wischen. Mit dieser Methode sollte sich auch hartnäckiger Schmutz entfernen lassen. Sollte noch immer Schmutz auf dem Sensor zu finden sein, kann dieser Vorgang mit einem frischen Swab wiederholt werden.
Wegen der speziellen Beschichtung der Sony-Sensoren sollte bei diesen Modellen eine Reinigungsflüssigkeit verwendet werden, die frei von Alkohol ist. Ein explizit für Sony-Sensoren empfohlenes/hergestelltes Produkt ist die Flüssigkeit BETA von Dust Patrol, sie lässt sich aber auch problemlos für die Sensoren der Kameras anderer Hersteller verwenden.
Bei den Swabs kann man eigentlich alle verwenden, die von der Größe her für den Vollformatsensor geeignet sind. Exemplarisch habe ich hier ebenfalls die Swabs von Dust Patrol verlinkt, mit denen ich persönlich sehr gute Erfahrungen gemacht habe.
Für andere Sensorgrößen sind ebenfalls passende Swabs erhältlich.
So, nach dieser ausführlichen Anleitung möchte ich dir gerne noch das fertig bearbeitete Foto zeigen, nachdem die Sensorflecken entfernt und einige weitere Anpassungen vorgenommen worden sind.
Ich hoffe, dass dir dieser Artikel ein bisschen weitergeholfen hat. Sensorreinigung ist kein Hexenwerk, und auch wenn die hier empfohlenen Produkte erstmal initiale Anschaffungskosten bedeuten, sollten sich diese auf lange Sicht nach meiner Erfahrung auf jeden Fall rechnen!
Hast du weitere Empfehlungen oder Tipps zur Sensorreinigung? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Disclaimer
Alle in diesem Artikel gemachten Angaben sind ohne Gewähr. schiefLicht Fotografie haftet nicht für etwaige Schäden, die beim Versuch, den Sensor entsprechend der hier gegebenen Anleitung zu reinigen, entstehen können. Die dargestellte Vorgehensweise entspricht meiner eigenen. Die genannten Produkte, die für die Sensorreinigung verwendet werden können, habe ich – falls nicht anders erwähnt – selbst bezahlt und persönlich erprobt. Meine persönliche Erfahrung ist die Grundlage für die Empfehlung. Wegen der Nennung und Verlinkung von Produkten kann dieser Beitrag als Werbung verstanden werden. Bei den verwendeten Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links – bei Einkauf über diese Links erhalte ich eine kleine Provision, der Preis für den Käufer erhöht sich dadurch nicht.
Hallo Jens,
gute Zusammenfassung! Wenn man die Kamera beim Objektivwechsel nach unten hält, ist das schon die halbe Miete.
Habe die Trockenreinigung mit Eyelead schon ein paar Mal genutzt.
Wer noch Variationen sucht, bei denen sich die Nackenhaare aufrichten, kann ich meine dazu anbieten: Wenn kleine Flecken (wahrscheinlich flüssiges angetrocknet) hartnäckig anhaften, dann einfach den Sensor leicht „anhauchen“ und mit dem Gelstempel drauf. Ohne Garantie für andere – aber bei mir geht das prima.
Wer Bedenken vor Feuchtigkeit im Sensorbereich hat, sollte dran denken, dass die Kamera ja auch so konstruiert ist, dass sie notfalls bei Objektivwechsel im Kaltzustand im warmen feuchten Raum etwas Kondensat vertragen muss.
Aber wie gesagt, ist nur so eine Erfahrung von mir…
Danke dir, Jürgen!
Ja, da braucht es tatsächlich etwas Mut, den Sensor anzuhauchen, zumal dabei ja möglicherweise auch andere Schmutzpartikel im Inneren des Gehäuses landen können – die Feuchtigkeit ist dabei vermutlich wirklich das geringste Problem. 🙂 Ich habe mich das bislang noch nicht getraut – aber gut zu wissen, dass du gute Erfahrungen damit gemacht hast!
Ich arbeite meist offenblendig, sehe also den Dreck über einen (zu) langen Zeitraum nicht. Und bin dann in großer Verzweifelung, wenn plötzlich Blende 16 oder 22 gebraucht werden. Deshalb mein Vorgehen. Das Schöne an einem Abnehmen von Partikeln mit einem Gelstempel ist für mich, das es „nichtdestruktiv“ ist. Nassreinigung geht immer noch…
Ich bin übrigens nicht sicher, ob es toll ist, ein scharfkantiges Schmutzteil, das durch einen Blasebalg nicht gelöst wurde, bei Nassreinigung quer über den Sensor zu ziehen.
Haha ja, da hast du wohl Recht!
Hallo Jens,
ich habe noch eine Empfehlung zum Objektivwechsel. Wie Du schreibst sollte die Zeit ohne Objektiv an der Kamera so kurz wie möglich sein.
Ich drehe mich dabei so, dass mein Körper die Kamera vor dem Wind abschirmt. Wenn es trocken und staubig ist, kann der Wind unglaublich viele kleine Körnchen transportieren, die in der Kamera nichts zu suchen haben.
Gruß Bernd
Herzlichen Dank für deinen Kommentar, Bernd – das ist auf jeden Fall eine sinnvolle Ergänzung der Vorgehensweise!