Schon bei meinem ersten Besuch des Rötzenfels im Mai hatte ich mir vorgenommen, möglichst bald zur fotografischen Erkundung zurückzukehren. Damals war ich mit meiner Familie und den Hunden unterwegs, unser erster Wochenendausflug in der Corona-Zeit.
Ein bisschen hat es gedauert, aber am 12. September war es dann endlich so weit.
Der Pfälzerwald bietet eine Vielzahl großartiger Motive für die Landschaftsfotografie. Vor fast zwei Jahren hatte ich einen Artikel zum Haferfels veröffentlicht, der gar nicht weit entfernt liegt und sich eher zum Sonnenaufgang anbietet.
Diesmal ging es nach Gossersweiler-Stein, um den Rötzenfels zu erklimmen und auf dem Weg noch den 4-Burgen-Blick mitzunehmen. Auch Time Lapse-Fotografen kommen dort nicht zu kurz. Denn im Herbst gibt es mit etwas Glück wunderbare Sonnenuntergänge zu bestaunen, und auch die Milchstraße mit ihrem galaktischen Zentrum ist bei sternenklarer Nacht ein tolles Motiv.
Sonne, Wolken, Sterne
Gegen 17:30 Uhr bin ich auf dem Gipfel des Rötzenfels angekommen. Der etwa 20-minütige Aufstieg war (zumindest für mich) auf den letzten Höhenmetern konditionell recht fordernd. Dafür wird man am Fels selbst durch einen wunderbaren 270°-Blick Richtung Annweiler, Lindelbrunn und entlang des Felsens belohnt.
Die für den Pfälzerwald so typischen Fluchtkiefern sind auch hier vorhanden, so dass es keinen Mangel an interessanten Motiven gibt. Die tief stehende Sonne lässt dazu den Sandstein des Rötzenfels rot leuchten – herrlich!
Zwar war der Abendhimmel weitgehend wolkenfrei, aber durch die starken Waldbrände in Kalifornien befanden sich Rußpartikel in der Atmosphäre, in denen sich das Sonnenlicht brechen konnte. Nach Sonnenuntergang war der Himmel dann in wunderbare Pastelltöne getaucht.
Mit einer leichten Telebrennweite von 135 mm habe ich die Burg Trifels fotografieren können. Leider war es schon recht dunstig, und ich hatte kein Polfilter zur Hand. Deshalb habe ich mich für eine eher ungewöhnliche Komposition entschieden, um von den technischen Schwächen des Fotos abzulenken.
Gegen 21:30 Uhr war es dann vollkommen dunkel, und das galaktische Zentrum der Milchstraße wäre theoretisch zu sehen gewesen. Die Milchstraße stand fast senkrecht über der Burgruine Lindelbrunn, doch leider ist auch hier der Einfluss der Lichtverschmutzung zu spüren.
Was auf den ersten Blick wie eine tiefstehende Sonne ausschaut, ist in Wirklichkeit das Resultat künstlicher Beleuchtung, die die Lichter der Nacht überstrahlt.
Gegen Mitternacht probierte ich dann auch noch eine Deep Sky-Aufnahme.
Da ich ohne Nachführung auskommen musste, habe ich mit kurzer Belichgtungszeit und 135 mm Brennweite insgesamt 25 Fotos und 25 Dark Frames (jeweils 2 Sekunden Belichtungszeit) mit Hilfe der Software Deep Sky Stacker zusammengefügt und anschließend in Photoshop bearbeitet. Ich denke, dass man den Nordamerikanebel im Sternbild Schwan einigermaßen gut erkennen kann.
Kiefer & Kreuz
Zum Abschluss fotografierte ich noch das ganz am Ende des Felsens stehende Gipfelkreuz unter dem nächtlichen Sternenhimmel – ein ikonisches Motiv.
Der Abstieg durchs steile Gelände im dunklen Wald war dann auch nochmal herausfordernd. Gleich zu Beginn musste ich das Schlaflager einiger Jugendlicher durchqueren, die sich zu einer Übernachtung unter dem freien Sternenhimmel verabredet hatten. Da sie erst eingetroffen waren, als ich schon lange mit dem Fotografieren begonnen hatte, waren sie dann sichtlich erschrocken, als ich auf einmal mitten in der Nacht polternd vom Felsen gestiegen kam – aber vermutlich besser ein Fotograf als ein Wildschwein!
Time Lapse
Natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt, um auch ein paar Time Lapse-Sequenzen zu fotografieren. Ich übe ja immer noch, aber das Erstellen solcher Zeitrafferaufnahmen ist sehr faszinierend. (Vor lauter Übermut beim Fotografieren der Sonnensterne zum Sonnenuntergang bin ich mir auch ein paar mal selbst ins Bild gelaufen…)